Viele Eltern machen sich wahrscheinlich Sorgen, dass so ein Abenteuer für Kinder gefährlich ist und vielleicht auch langweilig.
Aber das muss nicht sein. Wenn man die richtige Jahreszeit und Route auswählt haben Kinder viel Spass auf unseren Touren.
Die meisten Kinder können sich wahrscheinlich kaum etwas aufregenderes vorstellen, als im größten Sandkasten der Welt zu spielen, auf Kamelen zu reiten oder mit Snowboards die Dünen hinunter zu flitzen. Aber mögen sie auch tagelang durch die Wüste wandern?
Kinder lernen beim Wandern in dieser Umgebung Resilienz, Toleranz für andere Kulturen, ein Bewusstsein für die Natur und den Effekt, den der Klimawandel auf diesen Teil der Erde hat.
Das kommt drauf an. Worauf? Da kommen ein paar Faktoren zusammen. Das Alter der Kinder, die Fitness, die Laufstrecke pro Tag, die Temperaturen.
Generell können wir ein Program für Kinder jeden Alters gestalten, aber halt nicht unbedingt eine mehrtägige Wandertour.
Mit 3 bis 6 jährigen Kindern haben wir tolle Tagesausflüge gemacht, Fossilien suchen, Steine sammeln, Tiere und ihre Spuren suchen und bestimmen. Und natürlich stundenlang im Sand buddeln und „Kuchen backen“.
Mit 7 und 8 jährigen Kindern haben wir schon 3 Tagestouren ohne Kamele gemacht, mit bis zu 4 Stunden wandern am Tag. Meist klappt das sehr gut, aber einmal war es schon sehr warm und wir mussten viele Pausen machen und dem Mädchen regelmäßig Wasser über den Turban gießen, da ihr einfach zu heiß war. Die Mutter hatte vorab gesagt, ihre Kinder können locker auch 6-8 Stunden wandern. Aber da haben wir klar nein gesagt, und das war die richtige Entscheidung.
E. (zu dem Zeitpunkt fast 8 Jahre alt) war mit seinen Eltern 3 Tage mit uns wandern und im Anschluss noch Kamelreiten. Nach der Tour hat er uns seine Tagebucheinträge zur Tour geschickt und das hier waren seine Top 10 Erlebnisse:
Auszug aus E’s Tagebuch:
Top 10
1. Zweiter Tag: Wir spielen draußen und malen unsere eigenen Sachen in den Sand.
2. Der erste Tag, an dem wir im Sand spielen und Mama und ich unsere eigenen Sachen in den Sand malen
3. Auf dem Gipfel der höchsten Düne stehen
4. Der erste Wandertag in den Dünen
5. Zweiter Wandertag in den Bergen
6. Kamele in freier Wildbahn sehen
7. Auf Kamelen reiten
8. Schlafen im Zelt
9. Der Pizza im Holzofen zusehen
10. Sand-Boarding
Ältere Kinder und Jugendliche lieben Sandboarden, Brotbacken im Sand und alle lieben die Begegnungen mit den Einheimischen, die wir versuchen auf jeder Tour einzubauen.
Je nach Tour ist die Laufzeit, die an einzelnen Tagen geschafft werden muss, 4-8 Stunden (10-22 km), das heißt, eine gute Grundfitness ist Voraussetzung. Die Kinder sollten nach Möglichkeit auch schon mal über mehrere Tage gewandert sein. Auf unseren längeren Kameltrekking Touren kann man zwar auch ein Reitkamel buchen, aber es gibt Teilstrecken, die aus Sicherheitsgründen nicht geritten werden können. Und 4-8 Stunden auf dem Kamel zu reiten ist auch anstrengend und für manche Kinder vielleicht auch zu langweilig.
Außerdem sollten sie lange Kleidung und einen Sonnenhut/Turban über die Dauer der Wanderung tolerieren und Anweisungen befolgen, z.B. mehr zu trinken, langsam zu gehen, etc.
Viele Kinder sind „picky eater“ und mögen kein Essen, das sie nicht kennen. Wenn wir das vorab wissen, ist es kein Problem auf die spezifischen Wünsche einzugehen. Wir können jeden Tag Nudeln mit Ketchup servieren, oder Pommes. Vielleicht haben die Kinder aber ja auch Spaß daran, wie die Einheimischen mit den Fingern zu essen und dabei mal was neues auszuprobieren.
Normalerweise gibt es sehr ausgewogene Mahlzeiten, auf längeren Wanderungen überwiegend vegetarisch (mit ein bisschen Dosenfisch hier und da), da man Fleisch bei der Hitze nicht transportieren kann.
Laut des DAK Gesundheitsreports haben Kinder das 8-fache Risiko an Sonnenstich, Krämpfen oder anderen behandlungsbedürftigen Hitzeschäden zu erleiden und das schon bei 30 Grad. Das mag in Deutschland selten genug vorkommen, aber hier haben wir Temperaturen oberhalb von 30 Grad gelegentlich schon im Februar. Und auf den Wanderstrecken gibt es wenig bis keinen Schatten, das sollte man nicht unterschätzen.
Die Limitation ist meist Hitze, Kinder reagieren anders als Erwachsene und überhitzen schneller, die nächste Möglichkeit zur medizinischen Versorgung ist weit weg (je nach Region 4-8 Stunden oder mehr, inklusive Anfahrt des Autos zum Ort des Geschehens). Soviel Zeit hat man bei einem Hitzeschlag oder Sonnenstich nicht unbedingt.
Für Kinder unter 8 Jahren bieten wir nur Tagesausflüge in der Region Merzouga an, oder auch einen mehrtägigen Aufenthalt in der Wüste, aber ohne Kamele und längere Wanderungen. Wir können Begegnungen mit Nomadenfamilien oder Familien in Merzouga organisieren, gemeinsam Essen oder Spielen.
Ab 8 Jahren sind Mehrtageswanderungen und kürzeres Kameltrekking möglich, wenn die Eltern sicher sind, dass die Kinder fit genug sind und es nicht zu heiß ist. Das heißt, wir bleiben in der Region Merzouga (bis zu 1 Autostunde entfernt), von wo der Transport im Notfall einfach und schnell zu organisieren ist.
Mit Kindern ab 10 Jahren können wir auch Touren ins Erg Chigaga anbieten, solange die Kinder gesund sind und eine gute Fitness haben.
Vor allem in der Planungsphase kennen wir die Kinder ja nicht, weshalb wir immer lieber zu vorsichtig sind, als ein Risiko einzugehen. Nach ein paar Tagen gemeinsam unterwegs können wir das individuelle Risiko besser abschätzen und können dann ggfs. die Pläne anpassen. Und auch wenn die Verantwortung für die Kinder bei ihren Eltern liegt, treffen dennoch wir die Entscheidung, welche Tour wir anbieten, ob wir unterwegs die Route ändern, oder sogar die Tour abbrechen.
Es ist wichtig, die richtige Kleidung für die Kinder auszuwählen. Lange Kleidung ist ein Muss, um die Haut vor der Sonne zu schützen. Shirts aus dünnen Naturstoffen sind am besten, wenn möglich sogar mit UV Schutz. Ein Turban ist für jeden unserer Wandergäste inklusive und ist auch am angenehmsten auf dem Kopf. Wer lichtempfindlich ist, mag vielleicht zusätzlich ein Baseballcap tragen. Und ganz wichtig ist eine Sonnenbrille und Sonnencreme!
Stiefel, die über den Knöchel gehen, sind für die meisten Touren angebracht, da man sonst ständig Sand im Schuh hat und schnell Blasen bekommt. Oder Sandalen mit Socken funktionieren auch ganz gut, wenn man nicht ganz so empfindliche Füße hat.
Regelmäßig trinken, d.h. mindestens alle 30-60 Minuten und je nach Alter 1-2 Liter über den Tag verteilt. Bei Mehrtageswanderungen für Elektrolyte sorgen, z.B. mit Multivitamintabletten oder ähnlichem. Regelmäßig Snacks essen. Wir packen immer Äpfel und eine Art Studentenfutter ein, für schnelle Energie zwischendurch. Wenn Kinder so etwas nicht mögen, sollte das vorher kommuniziert werden, damit wir eine Alternative finden und einpacken können.
Wichtig ist, die Kinder ernst zu nehmen, wenn sie sagen, dass sie sich nicht gut fühlen. Eine offene Kommunikation ist super wichtig, häufig nachfragen, ob alles ok ist, ihnen nicht zu heiß ist, Pausen lieber früher und öfter machen und auf Körpersprache/Ungesagtes achten. Und ganz wichtig, keinen Druck auf die Kinder ausüben, dass sie durchhalten müssen o.ä.. Wir brechen lieber eine Tour ab und holen ein Auto, als das wir die Gesundheit oder das Leben eines Kindes riskieren.
Auch wenn sich vieles in diesem Artikel vielleicht abschreckend anhört, es gibt keinen Grund mit Kindern nicht in die Wüste zu fahren. Aber, man sollte es in einem sicheren Rahmen tun, mit erfahrenen Einheimischen, die die Situation vor Ort einschätzen können.
Hier sind noch ein paar Links zu Google Bewertungen von Gästen mit Kindern:
https://maps.app.goo.gl/HNqA8BEsMCDwtRjy9
https://maps.app.goo.gl/nr8mrnLVeCc5gbz76
https://maps.app.goo.gl/wTPRr8GQ3sFijSUJ7
Hassan und Eva bieten mit Berber Adventure Tours Wanderungen in der Wüste und in den Bergen sowie Rundreisen durch Marokko an.
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